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Kinderwunschblog

Auf meinem Kinderwunsch Blog schreibe ich über die verschiedenen Aspekte rund um das Thema unerfüllter Kinderwunsch und wie Ihr damit umgehen könnt. Sei es als Singe-Mann, Single-Frau oder als Paar. Dabei umfassen meine Beiträge emotionale, soziale, psychische und medizinische Aspekte sowie Informationen zu bestimmten Fragestellungen wie Ablauf einer Kinderwunschbehandlung oder der Auswahl eines passenden Kinderwunschzentrums. Wenn Ihr Euch einen Blogbeitrag zu einem ganz bestimmten Thema wünscht, schreibt mir doch gerne.

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  • Daniela Zeibig

Neid in der Kinderwunschzeit – ein realistischeres Bild entwerfen und den Selbstwert stabilisieren

Aktualisiert: 29. Sept. 2023

Es wurde schon Vieles und Gutes über das Thema Neid in der Kinderwunschzeit geschrieben. Und tatsächlich gibt es viel dazu zu sagen, es ist ein sehr komplexes Thema und es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man das Thema beleuchten kann. Ich möchte mich heute darauf konzentrieren, den Neid in Bezug auf den Selbstwert zu betrachten.


Ich glaube, dass gelegentlich auftretender Neid an sich etwas ganz „Normales“ und oft sogar Hilfreiches ist, weil er uns aufzeigt, dass es hier etwas gibt, das wir in unserem Leben haben möchten. Und es ist aus meiner Sicht auch nachvollziehbar, dass sich Neidgefühle in der Kinderwunschzeit verstärken, öfter oder auch intensiver auftreten – denn es handelt sich nunmal um die ganz große Sehnsucht nach einem Kind. Eine Ausnahmesituation, eine existentielle Krisensituation, die unseren Selbstwert stark bedrohen kann.


Betroffene fokussieren sich stark auf das Thema „Kind“ und vergleichen nur in diesem Bereich

Wie der Selbstwert durch eine fokussierte Sichtweise sinkt, habe ich unten in der Grafik stark vereinfacht dargestellt. Solanke wir keinen Kinderwunsch haben, stellt die Schwangerschaft einer Freundin oder Kollegin keine Bedrohung dar. Entsteht der Kinderwunsch, diese große Sehnsucht nach einem Kind und erfüllt sich dieser Kinderwunsch nicht oder nicht so wie wir uns das vorgestellt haben, sinkt der Selbstwert zumindest situativ. Betroffene sind enttäuscht von sich, dem Leben, ihrem Körper, machen sich Vorwürfe, kritisieren sich, ihren Partner, ihr Umfeld. Treffen diese Menschen dann auf eine Person, die schwanger ist, wird ihnen diese empfundene „Lücke“, dieses „Fehlen“ schmerzhaft bewusst. Oft wird die schwangere Person sehr einseitig als rundum glücklich wahrgenommen und etwaige Probleme, die auch hier bestehen, werden ausgeblendet. Eben weil die eigene Sehnsucht so groß ist, sprich, wenn sich diese empfundene Sehnsucht bei jemand anderem erfüllt, so muss dieser doch von Glück ganz und gar erfüllt und ohne Probleme sein.


Was Sie tun können - Notfallkoffer Neid in der Kinderwunschzeit

Hier einige Möglichkeiten, wie Sie Ihren Selbstwert stabil halten oder wieder stabilisieren können.

Von Anfang an ist es wichtig, sich der verschiedenen Lebensbereiche in unserem Leben bewusst zu sein, sich dafür Ziele vorzunehmen. So machen Sie sich unabhängiger vom Kinderwunsch. Dass der Kinderwunsch dennoch situativ alles einfärbt, ist ganz natürlich. Deshalb ist es oft sehr anstregend aber lohnenswert sich bewusst zu machen, woraus unser Leben besteht. Sie werden eine starke Partnerschaft, enge Freundschaften, eigene Hobbies, einen Beruf der Sie erfüllt und ein gemütliches Zuhause brauchen – unabhängig davon ob und wann sich Ihr Kinderwunsch erfüllt.


  1. Es entsteht eine Situation, die in Ihnen Neidgefühle hevorruft: „Ich sehe Dich, Neid. Ja, in diesem einen Lebensbereich hat meine Kollegin/meine Freundin etwas, das ich unbedingt auch will“ -- Damit geben Sie dem Neidgefühl einen Rahmen und signalisieren sich selbst, dass es in Ihrem Leben auch andere Lebensbereiche gibt, die wichtig sind.

  2. Sie können den Neid einladen, Ihnen etwas über sich zu erzählen. Damit bleiben Sie beim Neid selbst und grenzen sich aber auch ab; Sie sind nicht der Neid, sondern er ist gerade ein Teil von Ihnen. Oft stecken hinter dem Neid andere Bedürfnisse. Etwa nach Trost und Mitgefühl für den eigenen schwierigen Weg. Schauen Sie, ob und wie Sie sich dieses Bedürfnis erfüllen können.

  3. Sagen Sie sich: Auch bei dieser Freundin/Kollegin gibt es Probleme. Niemand und kein Leben ist ohne Probleme. Natürlich wünschen wir diese Probleme keinem ernsthaft, aber es ist nun mal realistisch, dass es sie auch dort gibt, wo jemand schwanger ist. Vielleicht hat die Schwangere Gesundheitsprobleme, vielleicht war sie selbst viele Jahre in der Kinderwunschachterbahn, vielleich hat sie große Ängste, das Kind zu verlieren, vielleicht bekommt sie wenig Unterstützung von ihrem Partner/ihrer Partnerin, vielleicht hat sie Geldsorgen etc. Lassen Sie auch diese Gedanken zu bzw. denken Sie sie bewußt. Das rückt das perfekte Bild, das Sie in Bezug auf die Schwangere haben, zurecht und macht es realistischer.

  4. Falls Sie merken, dass sie den Neid bewerten und sich dafür kritisieren („ich sollte mich doch freuen, was bin ich nur für ein Mensch?!“), sagen Sie sich (ggf. auch laut) „Stop“ – Sie setzen einen Gedankenstop, wenn Ihre Gedanken destruktiv werden; nochmal: Neid zu empfinden ist völlig normal, schließlich wünschen Sie sich sehnsüchtig ein Kind und können sich diesen Wunsch aktuell noch nicht erfüllen. Wenn Sie sich dafür kritisieren, fühlen Sie sich noch schlechter und destabilisieren Ihren Selbstwert.

  5. Doch, was denken Sie anstattdessen, anstatt dieser destruktiven Gedanken oder der Kritik an sich selbst? Hier ein paar Beispiele:

  • „Ja, das tut gerade sehr weh. Ich werde mich jetzt gut um mich kümmern und nehme mich an die Hand“.

  • „Ich werde jetzt erst einmal aus der Situation gehen und mich um mich kümmern und überlegen, wie ich mit solchen Situationen zukünftig umgehe“

Dann können Sie sich Strategien überlegen, wie Sie sich zukünftig gesund für sich und ihre Beziehungen abgrenzen können. Dazu werde ich noch einen eigenen Blog schreiben und hier verlinken. Sie können etwa Ihre Freunde bitten, dass Sie Ihnen zukünftig keine Kinderbilder mehr senden, sondern Ihnen diese zeigen, wenn Sie sich sehen. Nur als ein Beispiel.


7. Zum Schluss noch einige Sätze, die Sie sich sagen können (so eine Art Mantra), vielleicht ist etwas Passendes für Sie dabei:


- Ich kann und darf mich abgrenzen und gut für mich sorgen

- Ich bin wertvoll und liebenswert – mit und ohne Kind

- Mein Leben ist lebenswert

- Mein Körper ist kostbar und ich achte ihn - mit und ohne Kind


Ich bin mir bewusst, dass diese Inhalte eine sehr komplexe Thematik verkürzt und vereinfacht darstellen. Selbstverständlich kann ich in einer Beratungsstunde mit Ihnen viel intensiver und ganz individuell arbeiten, so dass etwa Ihre Neidgefühle nicht zu sehr IHr Leben ergreifen. Dennoch möchte ich Betroffenen etwas an die Hand geben. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie in dieser schwierigen Zeit gut für sich sorgen, dass Sie großzügig sind mit sich selbst und liebevolle Gedanken über sich pflegen.

Autorin: Daniela Zeibig

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