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Kinderwunschblog

Auf meinem Kinderwunsch Blog schreibe ich über die verschiedenen Aspekte rund um das Thema unerfüllter Kinderwunsch und wie Ihr damit umgehen könnt. Sei es als Singe-Mann, Single-Frau oder als Paar. Dabei umfassen meine Beiträge emotionale, soziale, psychische und medizinische Aspekte sowie Informationen zu bestimmten Fragestellungen wie Ablauf einer Kinderwunschbehandlung oder der Auswahl eines passenden Kinderwunschzentrums. Wenn Ihr Euch einen Blogbeitrag zu einem ganz bestimmten Thema wünscht, schreibt mir doch gerne.

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  • Daniela Zeibig

Wie man die passende Kinderwunschklinik finden kann

Aktualisiert: 3. Apr.

Der Kinderwunsch ist ein sehr intimes und sensibles Thema. Viele Betroffene sind selbst (noch) keine Experten und müssen dem medizinischen Personal einer Kinderwunschklinik (im engeren Sinne reproduktionsmedizinisches Zentrum, ich nutze in diesem Blogbeitrag die geläufigeren Ausdrücke der „Kinderwunschklinik“ oder des „Kinderwunschzentrums“) gleichzeitig viel Vertrauen entgegen bringen. Daher kommt der Auswahl eines Kinderwunschzentrums und damit zusammenhängend dem behandelnden Arzt oder der Ärztin eine besondere Bedeutung zu. Die Entscheidung für eine Kinderwunschklinik ist dabei sehr individuell. Eine „Liste der 10 besten Kinderwunschkliniken in Deutschland“ wäre demnach garnicht so hilfreich. Versucht an solchen Listen haben sich immer wieder verschiedene Organisationen und Berater. Meine Messlate ist wie in vielen Fällen die BKID (Deutsche Gesellschaft für Kinderwunschberatung) und diese gibt keine Liste heraus, unterstützt aber mit Herangehensweisen und Checklisten (siehe Link zu einer Checkliste weiter unten im Beitrag).


Ich möchte mit diesem Beitrag Menschen auf ihrer Kinderwunschreise eine erste Orientierung geben; dabei habe ich nicht den Anspruch, dass dies eine vollständige Analyse aller Aspekte ist, die bei der Auswahl relevant sind. Vielmehr berücksichtige ich die Parameter, die ich aus meiner Erfahrung als wichtig erachte und weise hier und da auf Punkte hin, die mir auf meinem persönlichen Weg aufgefallen sind. Ganz wichtig dabei: Wie auch der ganze Kinderwunschweg, kann ebenso die Auswahl einer passenden Klinik oft eine Reise sein und mit zunehmendem Wissen durch den eigenen Prozess wird auch klarer, welche Klinik die richtige ist bzw. wie man eigentlich am Besten mit einer Klinik und deren Personal zusammenarbeitet, so dass es für beide Seiten ein möglichst Ressourcen schonender Prozess wird. Bei manchen passt die Kinderwunschklinik gleich zu Beginn, andere wechseln vielleicht die Ärztin oder den Arzt innerhalb einer Klinik und nochmal andere entscheiden sich für den Wechsel der Klinik.


Alleine die Entscheidung, eine Kinderwunschklinik aufzusuchen, kostet Überwindung

Der Entscheidung, eine Kinderwunschklinik aufzusuchen, sind in vielen Fällen Phasen von reiflicher Überlegung, Sorgen, Ängsten vorausgegangen. Schließlich bedeutet der Gang in die Klinik, dass der gewünschte Weg, der natürliche Weg, bei einem selbst nicht geklappt hat. Das kostet Überwindung. Und ist oft mit Trauer verbunden. Zum einen einer Trauer, die vorwegnimmt, dass es möglicherweise nie klappt. Und zum anderen auch der Trauer, dass es nicht so geklappt hat (zumindest bislang) wie man es sich vorgestellt hat. Und wie es ja für viele andere auch funktioniert. Das ist schmerzhaft. Dann sind da die Ängste und Sorgen, was bei einer am Anfang stehenden Diagnose herauskommen wird. Sprich: Alleine schon die Entscheidung für eine Kinderwunschklinik und was diese mit sich bringen könnte, bedeuten für viele eine enorme Kraftanstrengung; bevor überhaupt eine Behandlung begonnen hat.


Gleichzeitig gibt es mit dem Gang in die Kinderwunschklinik wieder Hoffnung. Und das ist wichtig. Was wären wir ohne Hoffnung? Dabei ist es bedeutsam, zu wissen, dass auch eine Kinderwunschbehandlung nicht immer ein Baby bedeutet. Laut dem BKID werden die Erfolgsaussichten durch künstliche Befruchtung (im Fachjargon auch assistierte Reproduktion – ART) ein Kind zu bekommen, stark überschätzt. Die Geburtenrate pro durchgeführtem Zyklus über alle Behandlungsverfahren (IVF, ICSI, IVF/ICSI) hinweg liegt laut dem DIR Jahresbuch 2022 (Deutsches IVF-Register) bei 23,4 Prozent (Frischzyklus). Das ist ernüchternd, wenn man bedenkt, mit welchen emotionalen, körperlichen und finanziellen Anstrengungen Kinderwunschbehandlungen verbunden sind. Allerdings weist das DIR auf die kumulative Geburtenrate nach mehreren Transfers hin: Wenn bei einer künstlichen Befruchtung so viele Embryos entstehen, dass einige kryokonserviert (also eingefroren) werden konnten, konnten sich bereits nach einem Frischtransfer und zwei Kryotransfers die Hälfte der Paare über die Geburt eines Kindes freuen, obwohl nur ein frischer Behandlungszyklus durchgeführt wurde.


Unterschätzt werden von vielen Paaren die emotionalen und körperlichen Herausforderungen einer Kinderwunschbehandlung; etwa die Hälfte der Paare verlässt laut Zahlen der BKID die reproduktionsmedizinische Behandlung vorzeitig ohne Schwangerschaft und das in vielen Fällen nicht aufgrund medizinischer Prognosen sondern aufgrund von psychischem Stress. Eine Kinderwunschbehandlung ist für die meisten Frauen und Paare eine der emotional und körperlich anstrengendsten Zeiten. Was genau so anstrengend ist, wie sich Betroffene bestmöglich vorbereiten können, um bestmöglich durch diese Zeit zu kommen, darauf möchte ich in einem anderen Beitrag eingehen. Sicher ist, wenn Betroffene sich für die Auswahl einer für sie stimmigen Klinik Zeit lassen und dies auch systematisch angehen, kann dies dazu beitragen, dass der psychische Stress etwas geringer ist als wenn man diesem Prozess eben nicht so viel Aufmerksamkeit widmet.


Was sind hilfreiche Aspekte bei der Auswahl der Kinderwunschklinik

Wie können Menschen, die einen unerfüllten Kinderwunsch haben und die mit einer Kinderwunschklinik arbeiten möchten, nun konkret vorgehen? Die BKID* hat in diesem Zusammenhang eine Unterteilung in vier Bereiche vorgenommen, die ich nachfolgend in einer Grafik darstellen möchte.



Medizinische Kompetenz

Grundsätzlich ist diese für Nicht-Experten von außen schwer zu beurteilen, vor allem vor einer entsprechenden Behandlung. Es gibt jedoch Kriterien, die für Professionalität und Qualität sprechen, sie aber nicht unbedingt beweisen. Ist eine Klinik im DIR (Deutsches IVF-Register) aufgeführt, kann dies ein erster Anhaltspunkt sein. Hier finden Sie den Link zum Jahrbuch des DIR, in dem hinten die beitragenden Kinderwunschzentren aufgelistet sind. Ein interdisziplinäres Team von Experten, die in engem Austausch stehen (etwa Gynäkologische Endokrinologie, Andrologie, Urologie (Männer), Labordiagnostik, Humangenetik sind ein weiteres Kriterium. Gibt es die Möglichkeit der Kryokonservierung von Keimzellen oder Keimgeweben, können kleinere gynäkologische Operationen vor Ort durchgeführt werden, werden in dem Kinderwunschzentrum neben heterosexuellen Paaren auch gleichgeschlechtliche Paare, alleinstehende Frauen und Transgender betreut und behandelt, sind weitere Parameter. Ein Erstgespräch bzw. das Gespräch nach ersten diagnostischen Untersuchungen zeigt, inwiefern der behandelnde Arzt bzw. die Ärztin Ihnen die Ergebnisse bzw. einen Behandlungsplan erklärt, inwieweit geht er auf Ihre Wünsche, Bedürfnisse, Fragen ein, wie flexibel zeigt sie sich. Wie gut begründet er etwa zusätzliche Untersuchungen oder den Behandlungsplan selbst. Ein Begriff, der für mich im Zentrum steht, ist die Transparenz. Transparenz in Sachen Behandlungen/Untersuchungen, Erfolgsraten, Kosten. Grundsätzlich haben sich die Kinderwunschkliniken in Deutschland darauf geeinigt, nicht mit Erfolgsraten zu werben (machen aber dennoch inige), sondern sie geben ihre Ergebnisse der künstlichen Befruchtungen an das DIR weiter (https://www.deutsches-ivf-register.de/). Dort können Sie die durschnittlichen Erfolgsraten über alle dort beteiligten Kinderwunschzentren zusammen einsehen. Dennoch gibt es immer wieder Kliniken, die z.B. mit der Schwangerschaftsrate werben. Was am Ende zählt, ist jedoch, ob Sie ein Kind mit nach Hause nehmen (baby-take-home-rate). Die Erfolgsraten können sich von Klinik zu Klinik nicht grundlegend unterscheiden, da es Leitlinien gibt


Praxisorganisation & Räumlichkeiten

Dies ist natürlich sehr individuell. Grundsätzlich wichtig ist, dass Sie sich in der Kinderwunschklinik wohl und gut aufgehoben fühlen. Zentral ist hier sicherlich der Umgang mit intimen Situationen (z.B. gynökologische Untersuchungen, Abgabe Samen für das Spermiogramm). Inwieweit wird hier Ihre Privat/-Intimsphäre geschützt. Wechselt das Personal sehr oft, werden Sie gefragt, bevor ein Assistenzarzt bei den Untersuchungen dabei ist etc. Inwieweit die Nähe des Kinderwunschzentrums zu Ihrem Wohnort wichtig ist, das wird sehr unterschiedlich gesehen. Grundsätzlich macht eine gewisse Nähe (z.B. nicht weiter als 30 Minuten) Sinn, da Sie für die Stimulation innerhalb einer künstlichen Befruchtung engtaktige Blut- und auch Ultraschalluntersuchungen wahrnehmen. Gleichzeitig kann es aber in Ihrer Situation Sinn machen, eine Klinik auszuwählen, die weiter weg ist, von der Sie aber überzeugt sind. Es gibt in Einzelfällen auch die Möglichkeit, gewisse Untersuchungen beim Frauenarzt vor Ort zu machen, wenn dieser mit dem Kinderwunschzentrum kooperiert und nur für wichtige Untersuchungen direkt ins Kinderwunschzentrum zu fahren. Entscheidend ist hier sicherlich auch, wie es gelingt, die Kinderwunschbehandlung und die damit in Verbindung stehenden Termine gut mit Ihrem Alltag, Ihrer Arbeit zu vereinbaren. Ebenfalls individuell ist die Entscheidung für ein großes Zentrum mit vielen angeschlossenen Disziplinen, die manchmal sehr anonym ist einfach aufgrund der Größe und der Anzahl der Patienten oder alternativ für eine kleine, familiärere Klinik, in der eine engere Verbindung zwischen Arzt, Personal und Klienten möglich ist. Beide Alternativen kommen mit Für und Wider, die abzuwägen sind.


Arzt-Patient-Beziehung

Diese steht im Mittelpunkt. Der BKID schreibt zurecht: „Wie gut Beziehung zwischen Arzt und Patient ist, hat weitreichende Auswirkungen auf Lebensqualität und als wie belastend die Behandlung wahrgenommen wird“. Seien Sie also während und nach dem Erstgespräch (dem ersten Kontakt) sehr achtsam. Wie fühlen Sie sich während und nach dem Gespräch? Inwiefern geht der Arzt oder die Ärztin auf Ihre Fragen, Ihre Wünsche und Bedürfnisse ein? Fühlen Sie sich angenommen und gewertschätzt? Wie kommuniziert der Arzt oder die Ärztin mit Ihnen? Ist es ihm oder ihr wichtig, dass Sie alles verstehen? Haben Sie das Gefühl, dass der Arzt oder die Ärztin Sie verstehen will? Es gibt hierzu unter folgendem Link eine Checkliste der Bundesärztekammer, die Sie hinzuziehen können. Diese ist nicht explizit auf das Kinderwunschthema gemünzt, die meisten Kriterien passen dennoch. Nicht jeder Arzt passt zu jedem Patienten. Hören Sie erst mal in sich hinein und tauschen Sie sich später mit Ihrem Partner aus. Alleinstehenden Paaren würde ich raten einen Freund, eine Freundin mitzunehmen. Der Austausch im Nachgang hilft oft bei der Entscheidungsfindung.


Kosten

Für viele Paare ist eine Kinderwunschbehandlung nicht nur mit enormen emotionalen und körperlichen Anstrengungen verbunden, sondern auch mit hohen finanziellen Belastungen. Vor allem, wenn das Budget der Krankenkasse ausgeschöpft ist oder das Paar geforderte Voraussetzungen (z.B. Heirat) nicht erfüllt und die Krankenkasse aus diesem Grund keine Kostenübernahme tätigt. Jede seriöse Kinderwunschklinik legt die Kosten spätestens beim Besprechen eines möglichen Behandlungsplanes offen. Bestenfalls wird bereits zur Terminvereinbarung darauf aufmerksam gemacht, frühzeitig die Krankenkasse (privat und gesetzlich) zu informieren bzw. in den Austauch darüber zu gehen, unter welchen Voraussetzngen diese Kosten übernimmt und bis zu welcher Höhe. Wenn Sie kurz vor dem 40. Lebensjahr sind, macht es Sinn, sollten Sie eine künstliche Befruchtung planen, sehr schnell zu reagieren. Denn viele Krankenkassen haben immer noch ein Höchstalter von 40 Jahren, danach übernehmen sie die Kosten für eine künstliche Befruchtung nicht mehr. Oft gibt es in Kinderwunschzentren auch die Möglichkeit, die Kosten über einen längeren Zeitrahmen zu strecken (Finanzierungspläne). Sprechen Sie Ihr Kinderwunschzentrum auf jeden Fall frühzeitig an, wenn Sie finanziell an Ihre Grenzen stoßen.


Viele Kinderwunschzentren bieten Infoabende und Erstgespräche an. Nutzen Sie diese um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Sinn macht es, sich im Vorfeld Gedanken zu den individuellen Kriterien zu machen und sich anhand dessen durchaus mehrere Kliniken anzuschauen.


*Quelle: Wallraff, Thorn, Wischmann (Hrsg.) Kinderwunsch




 

 

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